»Hidden Heroes«
»Hidden Heroes« ist das dokumentarische Fotoprojekt von Nietze. Es entstand nach ihrem fotografischen Debüt »Kein Halt mehr« und aus einer sehr persönlichen Erfahrung heraus: 2022 erhielt sie selbst die Diagnose Endometriose.
Endometriose, ebenso wie Adenomyose, sind chronische, systemische Erkrankungen. In Deutschland sind schätzungsweise über zwei Millionen Menschen betroffen. Frauen, transmaskuline und nicht-binäre Personen können häufig mit starken Schmerzen leben, körperlichen Einschränkungen, langen Diagnosewegen und einer Erkrankung, die bis heute unterschätzt und oft unzureichend behandelt wird.
Medizinische Einordnung & strukturelle Grenzen
Das konventionelle medizinische System, das historisch überwiegend aus einer männlich geprägten Perspektive heraus entwickelt wurde, setzt vielfach auf Symptombekämpfung und stellt nur begrenzt Forschungsgelder für sogenannte „Frauenthemen“ bereit. Bislang sind die Ursachen von Endometriose und Adenomyose nicht als eindeutig geklärt. Für viele Betroffene bedeutet das, sich nicht gesehen, nicht ernst genommen oder nicht ausreichend begleitet zu fühlen, eine strukturelle Problematik, die den Umgang mit der Erkrankung zusätzlich erschwert.
Eigenverantwortung & ganzheitlicher Umgang
Durch langjährige Recherche und die eigene Auseinandersetzung mit Endometriose verlagerte sich der Blick der Fotografin, ohne diese Systemkritik auszublenden. Zentral wurde die Frage, wie Menschen neben operativen Eingriffen mit den Erkrankungen leben und selbst ins Handeln kommen: Welche Wege tun gut? Wie lassen sich Ernährung, Alltag und Selbstfürsorge anpassen? Wann ist es wichtig, sich andere Mediziner*innen zu suchen, wenn Vertrauen fehlt oder Bedürfnisse nicht gehört werden?
Mit »Hidden Heroes« richtet Nietze auch den Fokus auf Eigenverantwortung, Selbstermächtigung und das Finden individueller Strategien im Umgang mit einer chronischen Erkrankung, ohne einfache Antworten zu liefern oder Verantwortung zu verschieben. Das Projekt versteht Krankheit nicht als isoliertes medizinisches Phänomen, sondern als ein ganzheitliches Geschehen.
Denn Endometriose und Adenomyose betreffen nicht nur den Körper. Sie wirken in Beziehungen, Freundschaften, Arbeitsbiografien und Lebensentscheidungen hinein, oft leise, aber tiefgreifend. Ein ganzheitlicher Ansatz berücksichtigt körperliche, psychische, soziale und gesellschaftliche Zusammenhänge.
„Ich fotografiere Menschen, die in unserem System nicht gesehen werden – und gebe ihnen eine Plattform, sich zu zeigen, ihren Schmerz loszulassen und sich zu öffnen.“
– Nietze im Interview mit Max Dax, NBIZ Magazin
Die fotografische Arbeit & Einladung zum Dialog
Bis heute hat Nietze über 40 Betroffene fotografiert. Die Porträts sind nah, ehrlich und empowernd. Viele werden von Interviews oder persönlichen Texten begleitet, die Einblicke in den gelebten Alltag mit der Erkrankung geben. Ergänzt wird die fotografische Arbeit durch fachliche Perspektiven aus der Gynäkologie, Sexualtherapie, Physiotherapie und Ernährungsmedizin. Auch politische Aktionen und Demonstrationen, unter anderem der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V., sind Teil des Projekts.
Unterstützt wird »Hidden Heroes« zudem von Sookee – Musikerin, Aktivistin und starke Stimme für soziale Gerechtigkeit. Solange Erkrankungen wie Endometriose und Adenomyose gesellschaftlich marginalisiert werden, bleibt auch das Erleben der Betroffenen oft unsichtbar. »Hidden Heroes« versteht sich als kollektiver Erfahrungsraum und als Einladung zum Zuhören. Dieses Projekt möchte Räume öffnen für: Wissen, Austausch und neue Perspektiven auf einen selbstbestimmten, ganzheitlichen Umgang mit chronischen Erkrankungen.
„Am meisten hat mich berührt, wie viele Menschen bereits für ein neues System kämpfen – eines, in dem wir und unsere Erkrankungen sichtbar sind, in dem unsere Geschichten gehört und ernst genommen werden. Das Gefühl, nicht allein zu sein, war unglaublich bewegend. Wir sind alle einzigartig, und doch hat mich tief berührt, wie viel uns verbindet.“
– Cassy Grossartig, Feedback zur Ausstellung von »Hidden Heroes« in Berlin

Du willst »Hidden Heroes« in deine Stadt holen?
Das Projekt ist nicht nur eine fotografische Arbeit, sondern auch eine Einladung zum Dialog.
Ob als Ausstellung, Vortrag oder Teil einer Podiumsdiskussion – ich teile meine Erfahrungen, fotografischen Perspektiven und den gesellschaftlichen Kontext rund um Endometriose, Adenomyose und FLINTA*-Sichtbarkeit.


